Gedanken, Emotionen und Erlebnisse

Geschrieben von Admin am 12.11.2004, 16:38 Uhr

Gedanken, Emotionen und Erlebnisse

vor, während und nach dem

Berlin-Marathon vom 25. September 2004



Im Morgengrauen klingelte der Wecker. Mein erster Blick galt dem Fußboden meines Balkons… er war nass… sehr nass, mit Pfützen übersäht.

Oh Gott, dachte ich – bei Regen läufst du auf keinen Fall. Was mich so antreibt, trotzdem loszugehen? Vielleicht die Gemeinschaft des Vereins, wir tragen alle die gleichen Trikots, das sieht schon gut aus. Und… Spaß haben wir allemal, auch bei schlechtem Wetter, ob ich nun laufe oder nicht.



Angekommen in der Friedrichstraße, der Regen hatte auch aufgehört, sah ich schon unser rot-schwarzes Zelt stehen. Alle, die zugesagt hatten, sind auch gekommen.

Meine Gedanken galten fast ausschließlich den nassen Straßen, sie trockneten einfach nicht ab. Die Straße Unter den Linden war in den Spurrillen mit Pfützen übersäht, die Sonne wollte nicht herauskommen und von Wind war auch nichts zu spüren.



Mitlerweile ging es auf 9:00 Uhr zu. Antje und Mathias machten sich auf, um sich beim Treffpunkt mit expert-in-speed einzufinden, also die ersten, die sich zum laufen definitiv entschlossen hatten. Marlen zögerte ebenso wie ich – laufe ich oder laufe ich nicht.



Sekunden-Entscheidung! Ich laufe und mache das Beste draus, alles ein wenig mit Vorsicht.



Rollenwechsel, Umziehen, noch einmal kurz verschwinden und ab auf die Rollen – das erste Mal auf nassem Untergrund. Die ersten Schritte waren eigentlich ganz ok aber stärker abdrücken wurde schon zum Problem.

Alle hatten sich entschlossen zu laufen, wir wünschten uns gegenseitig Glück und machten uns zum Start auf.



Der Weg zum Start glich einem Hindernislauf in der Breite von ca. 1m, ein Stück durch den Tiergarten, dann kamen die einzelnen Startblöcke. Von einem Areal, auf dem man sich etwas einrollen konnte, hatte ich nichts gesehen.



Enrico, Sebastian, Michaela und ich fanden uns im Startblock D (1:30:00-1:34:59) ein. Für mich stand immer noch an oberster Stelle, so sicher wie möglich durchzukommen. Von Kälte war in mitten von all den Läufern nichts zu spüren, die Straße war aber immer noch nass.



Die weltbesten Skater wurden vom Veranstalter vorgestellt und von den Massen bejubelt.

10:00 Uhr – der Start… Schade, dass man selbst als Aktiver die Besten beim Start und dann beim Zieleinlauf nicht sehen konnte.



Ca. 10:05 Uhr – der Start von Block D.

Es ging langsam los, Gott sei Dank, dachte ich mir. Es war glatt, schmierig, zu großer Druck auf die Rollen ging ins Leere, also kurze Schritte. Naja, ich lief links außen mit, dort war etwas mehr Platz, viele hatten Probleme mit der nassen Straße, Enrico war schon irgendwo da vorn, ich lief ihm einfach hinterher.

Ab der Gold-Else wurde die Straße trocken, prima. Der Start ging schon mal gut. Alle liefen auch erstaunlich rücksichtsvoll, hätte ich gar nicht gedacht. Die ersten Kurven, alles lief super.



Die ersten Kilometer absolviert, galten meine Gedanken dem ersten kniffligen Gefahrenpunkt laut Veranstalter, Reinhardstraße/Linkskurve in die Friedrichstraße/Verengung auf eine Autofahrspur. Alle waren wunderbar fair, keiner um mich rum drängelte, jeder passte auf seinen Vordermann oder Nachbarn auf, damit keiner zu Fall kam.



Rosa-Luxemburg-Platz – Überquerung von vier Straßenbahngleisen wurde perfekt von den Ordnern sowie allen Läufern mit entsprechenden Handzeichen angezeigt.

Den Ordnern kann ich an dieser Stelle nur ein großes Lob aussprechen, die Gefahrenpunkte sowie Richtungswechsel sehr gut abgesichert hatten.



Die Kilometer verstrichen, ich fühlte mich gut, einfach super und schloss mich einer Damen-Truppe aus Stuttgart an. Der Laufstil passte zu mir, im Gleichschritt absolvierten wir einige Kilometer.

Ab ca. km 20, dem leichten Anstieg zum Wilden Eber/Lentzeallee, schloss ich mich einer schnelleren Truppe an, verpasste aber den Anschluss zu Sebastian und Michaela. Die Strasse dort war noch nicht abgetrocknet und beim Ausscheren musste ich leider wieder die Erfahrung eines schmierigen Untergrundes machen. Ein richtiger Abdruck der Rollen war einfach nicht machbar. Naja…



Ich war dennoch zufrieden, wie super ich bis dorthin, mitlerweile km 27, gekommen war.

Zwischendurch dachte ich öfter an die Worte unseres Trainers Fite, nicht mit Hektik an den abgerissenen Vordermann ranlaufen, sondern einfach nur mehr Druck auf die Rollen ausüben und dann kommt der Anschluss von allein. Und das stimmt, ging prima so. Zumindest auf trockenem Untergrund.



Km 33 war leider das einzige Kilometer-Schild, das ich während meines ganzen Laufes gesehen hatte. Mit 1:13:?? an diesem Punkt war dann demzufolge meine Wunschzeit, unter 1:30:00 zu bleiben, schon in Ferne gerückt.



Aber dennoch, ich fühlte mich einfach wunderbar, mir tat nichts weh, ich war nicht am äußersten Limit, die Läufer/innen um mich herum waren alle fair… und es kam sogar die Sonne etwas raus.



Die letzten Kilometer… am französischen Dom vorbei, die Straße ließ sehr zu wünschen übrig, Nikolaiviertel, abbiegen zum Aqua-Dom-Karree? hier nochmal eine üble Gefahrenstelle, eine Bodenplatte… ich war immer noch gut drauf.

Ab Berliner Dom war das Ziel nun schon in Reichweite und siehe da vorn, auch noch ein Trikot von uns.

Die letzten Meter waren nicht schmerzverzerrt, sondern langen Schrittes überholte ich doch noch so den einen und anderen, getragen vom Beifall der Zuschauer.



Die vielen Zuschauer an der gesamten Strecke fand ich verblüffend, es wurde immer gejubelt, angefeuert, geklatscht und angespornt. Ganz toll.



Ich bin stolz den Berlin-Marathon 2004 der Skater absolviert zu haben.



Larissa Westphal 27. September 2004

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